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        JAHRESTAGUNG DER DTTG 1998   3. - 5. September 1998, Greifswald  Berichte der DTTG e.V. - Band 6

 

Zu Stoffbestand, Granulometrie, Chemismus und keram-technologischen Eigenschaften des Bergtons der Diatomeenkohlenlagerstätte Lübtheen

H. Zwahr, J. Schomburg & W. Stübing
DURTEC GmbH, Ihlenfelder Str. 153, 17034 Neubrandenburg


 

GLIEDERUNG
Zusammenfassung Bestand an Nichttonmineralen
Abstract Morphologisches Erscheinungsbild der Tonminerale
Probematerial Genetische Interpretation des angetroffenen Mineralbestandes
Methodik Ausgewählte keram-technologische Eigenschaften der Bergtonproben
Chemismus Quellenverzeichnis
Korngößenzusammensetzung Danksagung
Bestand an Tonmineralen  

 
ABBILDUNGEN
Abb. 1Abb. 1. Typische Pulverdiffraktogramme des Bergtons Abb. 2Abb. 2. Typische Texturaufnahmen der Fraktion < 2µm, natürlich belegt Abb. 3Abb. 3. TG, DTA, DTG - Kurven der Proben 2 und 4 (Gesamtprobe <63µm)
Abb. 4Abb. 4. TEM - Aufnahme der Fraktion < 2 µm der Probe 4 Abb. 5Abb. 5. TEM - Aufnahme der Fraktion < 2 µm der Probe 2
Abb. 6Abb. 6. Kornverteilung der Bergtonproben im Winklerdreieck Tab. 1Tab. 1. Bergtonproben (Bohrung, Teufe, Bergtonhorizont) Tab. 2Tab. 2. Chemische Zusammensetzung von 3 Bergtonproben unterschiedlicher      Bergtonhorizonte
Tab. 3Tab. 3. Korngrößenzusammensetzung der Bergtonproben Tab. 4Tab. 4. d-Werte des 001-Reflexes des Montmorillonit-Muskowit-Wechsellagerungsminerals,     natürlich lufttrocken und ethylenglykolbehandelt (Texturpräparate < 2µm) Tab. 5Tab. 5. Semiquantitative (Probe 1) und quantitative Mineralgehalte von Proben der      Bergtonhorizonte 1, 2, 3 und 4 des Bergtons von Lübtheen
Tab. 6Tab. 6. Ausgewählte keram-technologische Eigenschaften der Bergtonproben unterschiedlicher Bergtonhorizonte Tab. 7Tab. 7. Keram-technologische Kennwerte von Mischungen Bergton mit Diatomeenkohlenasche und Bergton mit Rohgur

 

Zusammenfassung

An einer Anzahl von Proben des Bergtons der Lübtheener Schichten (Bergtonhorizonte 1 bis 4) wurden phasenanalytische (Röntgendiffraktometrie, thermische Analytik, Granulometrie, Elektronenmikroskopie, Chemismus) sowie ausgewählte keram-technologische Untersuchungen durchgeführt. Dominantes Tonmineral ist ein unregelmäßiges, vollständig quellfähiges Wechsellagerungsmineral Muskovit-Montmorillonit (27-56%, Ø 47%), neben Kaolinit (11-23%, Ø 15%), Muskovit (2-7%, Ø 5%) und Quarz (16-39%,Ø 25%) sowie in sehr geringen Anteilen Pyrit, Gips und Feldspat (< 6%). In einer Probe trat deutlich Kalzit (13%) und Dolomit (3%) auf. Der Anteil < 2µm des Bergtones schwankt zwischen 44,3 bis 72,8% (Ø 55,5%). Die keram-technologischen Eigenschaften des Bergtones sind von der mineralogischen Zusammensetzung, dem Kornaufbau, der Verarbeitungstechnologie und der Brenntemperatur abhängig. Unter verschiedenen Bedingungen erzielte Daten von Schwindungen (Trocken-, Brenn-, Gesamtschwindung), Wasseraufnahmen, Rohdichten und Brennfarben werden sowohl von den untersuchten Bergtonproben als auch von Mischungen von Bergton mit Diatomeenkohlenasche mitgeteilt und auf die Möglichkeit der Produktion neuartiger Baustoffe verwiesen.

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Abstract

A number of "Bergton" samples from "Lübtheen" member ("Bergton" horizons 1 to 4) were analysed by phase analytical methods (X-ray, thermal analysis, grain size measurements, electron microscopy, chemical analysis) and selected ceramic-technological investigations. The main clay mineral is a irregular completely expandable mixed-layer mineral muscovite-montmorillonite (27-56%, Ø 47%), besides kaolinite (11-23%, Ø 15%), muscovite (2-7%, Ø 5%) and quartz (16-39%,Ø 25%) as well as in very small parts pyrite, gypsum and feldspar (< 6%). In one sample distinctly calcite (13%) and dolomite (3%) was found. The part of < 2µm fraction of "Bergton" varies between 44,3 72,8% (Ø 55,5%). The ceramic-technological properties of "Bergton" depend on the mineralogical composition, the grain size distribution, the processing technology and the burning temperature. Under different conditions obtained values of shrinkages (drying, burning and total shrinkage), water adsorptions, bulk densities, and firing colours are notified as well from investigated "Bergton" samples as from mixtures of "Bergton" with ash of diatomite coal and the possibility of production of novel building materials is refered to.

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Probematerial

Am 3.02.1998 erfolgte die Probenahme im Kernarchiv des Geologischen Landesamtes. Folgende Proben wurden als Punktproben aus 4 Bohrungen und 3 Bergtonhorizonten entnommen, die Probe I (13E/82 Bergtonhorizont 1) wurde bereits zu einem früheren Zeitpunkt zur Verfügung gestellt (Tab. 1).

Der Bergton wird in Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen als in der Regel karbonatfreier, schwarzbrauner, stark kohlehaltiger, schluffiger Ton bzw. stark toniger Schluff definiert.
 


 
Tab. 1 Tab. 1: Bergtonproben (Bohrung, Teufe, Bergtonhorizont) 
Samples of "Bergton" (bore-hole, depth, horizon of "Bergton")

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Methodik

Röntgenographische Phasenanalyse
Die röntgenographische Phasenanalyse der Bergtonproben wurde mit einem Röntgendiffraktometer D 5000 der Firma Siemens unter folgenden Bedingungen durchgeführt: 
Pulveraufnahme Texturaufnahme
Spannung 40 kV 40 kV
Stromstärke 30 mA 30 mA
variable Divergenzblende V 20 V 20
Zählrohrblende 0,2 mm 0,2 mm
Schrittgröße 0,01° 0,02°
Schrittzeit 2,0 s 4,0 s
Strahlung Cu Ka 1,5406 Å 1,5406 Å
Für die Pulveraufnahmen wurde das Material bei 80°C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet und danach im Achatmörser < 32 µm gemörsert und gesiebt.
Quantitative Pulverdiffraktometrie
Die quantitative Bestimmung der Mineralphasen erfolgte nach dem Verfahren mit innerem Standard. Für Quarz, Kalzit, Dolomit, Siderit, Pyrit, Feldspat sowie Gips wurden als Eichsubstanzen reine Proben gut kristallisierter Minerale verwendet. Dafür wurden Eichmischungen mit abgestuften Gehalten für die zu bestimmenden Phasen hergestellt und Regressionsgeraden berechnet. Die mixed-layer-Minerale (quellfähige Dreischichtsilikate) wurden in Ermangelung einer geeigneten reinen Standardsubstanz als Rest zu Hundert bestimmt. Als interner Standard wurde Kalziumfluorid benutzt. Die Korngröße der quantitativen Mischungen betrug generell < 32 µm. Zur Texturverhinderung wurde die Oberfläche der Präparate aufgerauht.
Granulometrie
Die Korngrößenanalytik der Bergtonproben wurden mit einem nach dem Sedimentationsprinzip mit Röntgendetektion arbeitendem automatischen Korngrößenmeßgerät "Microscan II" der Firma Quantachrome durchgeführt.

Die Partikelgröße wird nach dem Stokes'schen Gesetz in Abhängigkeit von Dichte der Partikel und der Dispergierflüssigkeit, der Viskosität der Flüssigkeit bei definierter Temperatur sowie der daraus resultierenden Sinkgeschwindigkeit der Partikel bestimmt.

Dazu wird ein schmal gebündelter, niedrig energetischer weicher Röntgenstrahl benutzt, der in einer luftgekühlten Röntgenröhre mit Berylliumfenster und Wolframanode erzeugt wird. Sie arbeitet mit einer Hochspannung zwischen 12,5 und 15,0 KV bei einer Leistungsaufnahme von 15 Watt. Das Detektionssystem besteht aus einem 1000 V - Verstärker für den Szintillationszähler und einem 125 Watt - Heizaggregat, das die Meßzellentemperatur erzeugt. Zur Verkürzung der Analysenzeit wird automatisch durch einen synchron gesteuerten Schrittmotor das miteinander gekoppelte Detektionssystem und die Strahlungsquelle bei feststehender Sedimentationszelle entgegengesetzt zur Sedimentationsrichtung bewegt (Scan), wobei 7 verschiedene Scan-Geschwindigkeiten zur Optimierung der Analysenzeit bei maximaler Auflösung im Meßbereich von 0,1-300 µm möglich sind. Vor jeder Messung wird automatisch das Absorptionsprofil der Meßzelle zur Basislinienkorrektur aufgenommen.

Die Probe wurde dazu mit destilliertem Wasser 24 h gesumpft, danach mit 5 ml 0,1 m Na4P2O7 (Tetranatriumpyrophosphat)- Lösung und 1/2 min Ultraschallbehandlung mittels einer Sonotrode UW 70 der Firma BANDELIN dispergiert. Der Anteil > 250 µm wurde durch Naßsiebung abgetrennt und gesondert bestimmt.

Thermische Analyse
Die thermische Analyse ausgewählter Bergtonproben wurde im Applikationslabor von SETARAM mittels eines SETARAM Thermoanalyzers TG 92 durchgeführt. Folgende Bedingungen wurden gewählt: Raumtemperatur bis 1000°C, Aufheizgeschwindigkeit 10 K·min-1, 100 µl - Korundtiegel, Einwaage ca. 38-39 mg, Atmosphäre Luft, statisch.
Elektronenmikroskopie
Die Proben (3g ) wurden 24 h in destilliertem Wasser gesumpft, im folgenden Schritt je eine halbe Stunde mittels Magnetrührer gerührt und danach bei 10 cm Fallhöhe der Sedimentation nach ATTERBERG unterzogen. Nach 7 h 49 min Sedimentationszeit wurde der oberste Teil der Suspension entnommen und nach entsprechender Weiterverdünnung (Tyndalleffekt) für die Präparation der elektronenmikroskopischen Netzblenden verwendet. Dazu wurde ein Tropfen der Suspension auf die mit Kohlenstofffilm belegten Netzblenden getropft und im Kühlschrank zur langsamen Verdunstung getrocknet.

Die transmissionselektronenmikroskopischen Untersuchungen an Fraktionen < 2 µm wurden im Labor für Elektronenmikroskopie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Geologische Wissenschaften, an einem JEM 1210 durchgeführt.

Chemische Analyse
Die chemischen Analysen wurden im Labor der Kemmlitzer Kaolinwerke GmbH mittels eines wellenlängendispersiven Simultanspektrometers PW 1660 der Firma Philips (13 Kanäle + Goniometerkanal, Röntgenröhre 2000 W, 50 kV, 40 mA) durchgeführt. Die Probenpräparation erfolgte als Schmelztabletten (Lithiumtetraborat/Probe = 9/1) und als Kalibriersatz dienten internationale Standardproben.
Brennversuche
Bei der Ermittlung der ausgewählten keramtechnischen Parameter - lineare Trockenschwindung, Brennschwindung, Wasseraufnahme und Brennfarbe - wurde nach folgender Methodik verfahren:

Die Rohstoffproben bzw. -versätze wurden eingewogen (Trockenmasse je Prüfkörper 120,0g), nach entsprechender Wasserzugabe (6-8%) manuell gemischt (erdfeucht krümelig) und danach wurde der so vorbereitete Versatz von Hand in ein Preßwerkzeug aus Stahl eingestampft (unter Verwendung eines viereckigen Holzes) und Prüfkörper der Abmessungen 80 x 40 x 20 mm mittels eines Universalauspreßgerätes (50 kN) der Firma Straßentest gepreßt (Preßdruck von ca. 156kg/cm²). Danach wurde der fertige Prüfkörper aus der Form ausgepreßt, zum Trocknen vorsichtig auf Schamotteunterlagen gestellt, 7 h an der Luft und anschließend im Wärmeschrank 12 h bei 70°C getrocknet. Ein Teil der Prüfkörper wurde durch plastische Verformung und unter Verwendung des gleichen Preßwerkzeuges hergestellt. Gebrannt wurde im Labormuffelofen Labotherm N 20/H der Firma Nabertherm bei folgendem Regime: 

 
Temparatur [°C] Aufheizzeit [min]
100 - 500 in Stufen von 100 °C je 30
550 und 575 je 30
 
Temparatur [°C] Aufheizzeit [min]
600 - 800 in Stufen von 100 °C je 30
850 - 1150 in Stufen von 50 °C je 30
Trockenschwindung, Brennschwindung
Die Schwindungen wurden als lineare Schwindungen des Mittelwertes der Kantenlängen (Länge und Breite des Prüfkörpers) nach der jeweiligen Temperaturstufe ermittelt, da die sonst üblichen, sich überkreuzenden, in die frisch geformte Prüfkörperoberfläche geritzten Linien (angewendet bei plastischer Verformung) auf Grund der Empfindlichkeit der Prüfkörper nicht möglich waren.
Wasseraufnahme
Die Ermittlung der Wasseraufnahme erfolgte nach Trocknung der Prüfkörper bis zur Gewichtskonstanz und Tränkung der Prüfkörper für 24 h in aqua dest bei einer Temperatur von 22°C.

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Chemismus

An drei ausgewählten Proben (2, 4 und 8) wurde an einer Schmelztablette mittels RFA die chemische Zusammensetzung des Tones ermittelt (Tab. 2). Die Probe 2 aus dem Bergtonhorizont 2 hat den geringsten SiO2-Gehalt, die Probe 4 des Bergtonhorizontes 4 den höchsten, umgekehrt verhält sich der Al2O3-Gehalt (Probe 2 des Bergtonhorizontes 2 am höchsten, Probe 4 am niedrigsten). Der CaO- und MgO-Gehalt ist klein, desgleichen der Gehalt an Na2O. Der Al2O3-Gehalt korrespondiert mit dem Tonmineralanteil und der relativ hohe Gehalt des Tones an K2O kann einerseits zum Teil dem Muskovit zugeordnet werden, andererseits deutet dieser Befund auf K+ - Belegung der Zwischenschichten des Montmorillonitschichtanteiles des Wechsellagerungsminerals hin.
 


 
Tab. 2 Tab. 2: Chemische Zusammensetzung von 3 Bergtonproben unterschiedlicher Bergtonhorizonte 
Chemical composition of 3 samples of "Bergton" from different horizons

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Korngrößenzusammensetzung

Die Korngrößenverteilung der Bergtonproben ist in der Tab. 3 widergegeben. Der Anteil < 2 µm liegt im Mittel bei 55,48% (44,29 - 72,76%). Der Schluffgehalt bewegt sich zwischen 26,06 - 52,94 % (im Mittel 43,24%), wobei die Proben 7, 5 und I auf Grund ihres Schluffanteiles von größer 50% eher als stark toniger Schluff zu bezeichnen wären. Der Grobkornanteil > 250 µm übersteigt 3% (0,10-2,4%) nicht und liegt im Mittel bei 1,15%.
 


 
Tab. 3 Tab. 3: Korngrößenzusammensetzung der Bergtonproben
Grain size composition of "Bergton" samples

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Bestand an Tonmineralen

Folgende Tonminerale wurden röntgenographisch identifiziert:
Muskovit, Kaolinit, einem quellfähigen Dreischichtsilkat (unregelmäßiges vollständig quellfähiges Wechsellagerungsmineral der Reihe Muskovit-Montmorillonit), vereinzelt wenig Chlorit und in Probe 7 scheint in sehr geringen Mengen Pyrophyllit enthalten zu sein.
Typische Pulverdiffraktogramme der untersuchten Proben zeigt die Abb. 1. Diffraktogramme der Texturpräparate der Fraktion < 2µm sind sowohl im lufttrockenen als auch im ethylenglykolbehandelten und getemperten Zustand in der Abb. 2 dargestellt.


 
Abb. 1 Abb. 1: Typische Pulverdiffraktogramme des Bergtons (Proben 2, 4, 8 sowie I; Pulver < 32 µm, CaF2 als innerer Standard) 
Typical X-ray diffractograms of "Bergton" (samples 2,4,8 and I, powder < 32 µm, CaF2 as internal standard) 

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Die d-Werte des 001 - und 002 - Reflexes des Muskovites wurden im Texturpräparat mit 1,001 und 0,498 nm bestimmt. Nach den d-Werten der (060) - Interferenz in den Pulverdiffraktogrammen handelt es sich eindeutig um dioktaedrische Glimmer. Einige der beobachteten Glimmerreflexe sind nur für 2-M-Glimmer charakteristisch (Yoder & Eugster 1955).

Im Texturpräparat wurden die mittleren d-Werte der ersten und zweiten Ordnung des Kaolinites bei 0,715 nm (0,716-0,713 nm) und 0,357nm (0,357-0,358 nm) gemessen. Zur Feststellung des Ordnungszustandes des Kaolinites werden nach Brindley (1961) die Aufspaltung der Tripletten zwischen 0,255 und 0,249 nm, zwischen 0,237 und 0,228 nm sowie der Doublette bei 0,417 und 0,412 nm, nach Brindley & Kurtossy (1961) die Halbwertsbreite des 001-Reflexes und nach Schulz (1958) das Verhältnis der Fläche zur Höhe des 001-Reflexes benutzt.

Die Aufspaltung der Tripletten und der Doublette konnte in keiner der untersuchten Proben beobachtet werden. Danach ist der Kaolinit der Proben aller untersuchten Bergtonhorizonte b-achsenfehlgeordnet (Fire clay-Typ). Der Kristallinitäts - Index (Hinckley 1963), der das Intensitätsverhältnis der Summe der Intensitäten des 110 - sowie des 111 - Reflexes zur Gesamtintensität des 110 - Reflexes gegen den Untergrund berücksichtigt, wurde mit < 0,4 ermittelt, was ebenfalls, auf die Gitterfehlordnung in b-Achsenrichtung hindeutet. Die integrale Breite des 001 - Reflexes, die das Verhältnis zwischen Nettopeakfläche und Nettopeakhöhe beschreibt, wurde im Mittel mit 0,31 bestimmt und entspricht damit auch schwach fehlgeordneten Kaoliniten. Die mittlere Halbwertsbreite der untersuchten Proben liegt mit 0,40° im Bereich für schlecht geordnete Kaolinite.

Die an Texturpräparaten gemessenen d-Wertverschiebungen des Muskovit-Montmorillonit-mixed-layer- Minerals im lufttrockenen und ethylenglykolgequollenen Zustand sind in der Tab. 4 dargestellt (siehe auch Abb. 2).


 
Abb. 2 Abb. 2: Typische Texturaufnahmen der Fraktion < 2 µm, natürlich belegt; (lufttrocken, ethylenglykolbehandelt, glyzerinbehandelt, 350 °C, 350 °C + Ethylenglykol, 600 °C) 
Typical X-ray texture diffraction patterns of the fraction < 2 µm, untreated, (air dried, ethylenglycol, glycerol treated, 350 °C, 350 °C + ethylenglycol, 600 °C) 

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Tab. 4 Tab. 4: d-Werte des 001-Reflexes des Montmorillonit-Muskowit-Wechsellagerungsminerals, natürlich lufttrocken und ethylenglykolbehandelt (Texturpräparate < 2 µm)
d-values of 001-peak of montmorillonite-muscovite-mixed-layer-mineral, untreated airdried and with ethylene glycol (oriented < 2 µm)

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Die Lage des d(001) dieser quellfähigen Dreischichtsilikate als unterschiedlich stark ausgeprägte Bande zwischen 1,1 und 1,4 nm (im Mittel mit Maximum bei 1,258 nm) im lufttrockenen natürlich belegten Zustand bei den gemessenen Proben deutet auf überwiegende Belegung der Zwischenschichten mit einwertigen Ionen (K+, Na+) hin, wobei das K+ -Ion dominiert (siehe chemische Analyse).

Nach Quellung mit Ethylenglykol weitet das Gitter auf einen durchschnittlichen Wert von 1,691 nm unter schwacher Intensitätszunahme und mit manchmal diskretem Maximum auf, was die vollständige Quellfähigkeit dieses Minerals belegt. Bei Quellung mit Glyzerin weitet das Gitter des Wechsellagerungsminerals auf 1,8 nm auf, bei Temperaturbehandlung bei 600 °C kommt es zur bekannten Gitterkontraktion auf Werte größer 0,95 nm und bei erneuter Quellung mit Ethylenglykol ist das Gitter nicht mehr reversibel quellfähig. Damit ist das Mineral in seinen wesentlichen Eigenschaften dem muskovitischen Montmorillonit (Landgraf 1971) aus dem Rupelton von Malliß bzw. dem des Eozäntones von Friedland (Henning 1971) ähnlich. Die Reflexintensität erreicht nicht die von echten Montmorilloniten. Reflexform, -intensität und -lage sowohl im unbehandelten als auch im ethylenglykolgequollenen Zustand deuten auf die Gemischtschichtigkeit der Struktur in Form von Muskovit- und Montmorillonitschichtanteilen hin, wobei der Montmorillonitschichtanteil (> 50%) überwiegt und die Schichten unregelmäßig alternieren.

Chlorit konnte nur in der Fraktion < 2 µm in der Probe 8 anhand eines schwachen diskreten Reflexes bei 1,428 nm vermutet werden.

Pyrophyllit wurde in der Fraktion < 2 µm der Probe 7 anhand seiner stärksten Reflexe bei 0, 915; 0,459 und 0,305 nm identifiziert.

Die thermische Analyse von 2 typischen Bergtonproben (Abb. 3) zeigt in der TG, DTG und DTA charakteristische Effekte, die sowohl dem Verbrennen der reichlich enthaltenen organischen Substanz (starker exothermischer Effekt zwischen 300 und 400 °C) als auch den identifizierten Tonmineralen zuzuordnen sind ( starker endothermischer Effekt zwischen 95 und 100 °C - Abgabe des adsorptiv gebundenen Wassers des Muskovit-Montmorillonit-mixed-layer-Minerals; endothermischer Effekt zwischen 500 und 600 °C - Dehydroxylation des Kaolinit und des Montmorillonitschichtanteiles der Wechsellagerung; schwache Exothermie zwischen 900 und 1000 °C - Gitterzerstörung der Tonminerale).


 
Abb. 3 Abb. 3: TG, DTA, DTG - Kurven der Proben 2 und 4 (Gesamtprobe < 63 µm)
TG, DTA, DTG - curves of the samples 2 and 4 (total sample < 63 µm)

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Bestand an Nichttonmineralen

Die Nichttonminerale bestehen im wesentlichen aus detritischem Quarz und etwas Feldspat, manchmal und nur in Spuren Siderit, Pyrit, Gips und Anatas sowie röntgenamorphen Kieselalgen.

Lediglich die Probe I (13E/82) des Bergtonhorizontes 1 enthielt deutlich Karbonat (Kalzit 13 % und Dolomit 3 %). Die quantitativen Verhältnisse sind in der Tab. 5 wiedergegeben. Von Feldhaus (1978) bestimmte Mineralzusammensetzungen des Bergtonkomplexes (Muskovit-Montmorillonit-mixed-layer-Mineral 60 %, Kaolinit 10 %, Muskovit/Illit 10 %, Feldspat 2 %, Quarz 18 %) ordnen sich zwanglos in die durchgeführten Untersuchungen ein.
 


 
Tab. 5 Tab. 5: Semiquantitative (Probe 1) und quantitative Mineralgehalte von Proben der Bergtonhorizonte 1, 2, 3 und 4 des Bergtons von Lübtheen 
Semiquantitative (sample 1) and quantitative composition of samples from the Lübtheen "Bergton" horizons 1,2,3 and 4 

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Morphologisches Erscheinungsbild der Tonminerale

In den Abb. 4 und 5 sind transmissionselektronenmikroskopische Aufnahmen der wesentlichen Tonminerale wiedergegeben. Das Muskovit-Montmorillonit-mixed-layer Mineral besitzt typische Quellungsmerkmale (Kantenaufwölbungen und Falten) und unregelmäßige blättchenförmige Morphologie; die Glimmer sind ebenfalls durch unregelmäßig begrenzte Umrisse gekennzeichnet und zeigen häufig Moire-Strukturen; der Kaolinit zeichnet sich durch seine bekannte pseudohexagonale, aber meist hypidiomorphe Gestalt aus. Die Nichttonminerale sind in der Regel im Transmissionselektronenmikroskop nicht durchstrahlbar, manchmal sind Diatomeenbruchstücke zu beobachten.


 
Abb. 4 Abb. 4: TEM - Aufnahme der Fraktion < 2 µm der Probe 4
Electron micrograph (TEM) of fraction < 2 µm (sample 4)

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Abb. 5 Abb. 5: TEM - Aufnahme der Fraktion < 2 µm der Probe 2
Electron micrograph (TEM) of fraction < 2 µm (sample 2)

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Genetische Interpretation des angetroffenen Mineralbestandes

Der generelle Tonmineralbestand (Kaolinit, Muskovit, quellfähige Wechsellagerungsminerale) sind typisch für tertiäre pelitische Sedimente. In der Kohle treten sowohl limnische (Melosira granulata, distans, islandica) als auch brackisch marine Formen (Coscinodiscus) von Diatomeen auf. In den die Kohle begleitenden Tonen, die Ausdruck ruhiger, uferferner Sedimentation, aber schnellerer Absenkung (Beckenbildung) sind, konnte ebenfalls das Auftreten beider Formen beobachtet werden. Der sporadisch auftretende Chlorit ist für pelitische Sedimente des Tertiärs nichts Ungewöhnliches.

Unklar ist die genetische Deutung des Auftretens von Pyrophyllit in der Probe 7. Normalerweise entsteht Pyrophyllit durch metamorphe bzw. tiefthermale Beeinflussung Al-reicher Silikate (z.B. Beidellit, Montmorillonit). Die Probe 7 repräsentiert den Bergtonhorizont 2 bei einer Teufe von ca. 198 m. Weitere Anzeichen einer metamorphen bzw. tiefthermalen Beeinflussung konnten bisher nicht gefunden werden, so daß es zur Klärung dieser Frage noch weitergehender Untersuchungen bedarf.

Der in der Probe 7 deutlich nachweisbare Gips wird als sekundäre Umbildung des frühdiagenetisch in an organischer Substanz reichen Peliten entstandenen Pyrites interpretiert. Die frühdiagenetische Pyritbildung basiert ihrerseits auf der bakteriellen Sulfatreduktion im anaeroben Milieu. In der Probe 1 konnten neben sekundären Sulfaten und Phosphaten (Rozenit, Vivianit) auch noch Reste unzersetzten Pyrites und Markasites nachgewiesen werden.

Der relativ hohe Karbonatanteil der Probe I (238,2-238,3 m u. NN) des Bergtonhorizontes 1 erklärt sich aus seiner Lage direkt unter der quartären Bedeckung im Bereich einer rinnenartigen Struktur (Quartärbasis bei ca. 220 m u. NN), so daß von einer pleistozänen Beeinflussung dieses Materials ausgegangen wird. Das Karbonat ist feindispers in dem Gestein verteilt, das Kernstück ist deutlich heller als die vergleichbaren Bergtonproben, desgleichen der Anteil 2µm.

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Ausgewählte keram-technologische Eigenschaften der Bergtonproben

Die Lage der Kornverteilung im Winklerdreieck (Abb. 6) zeigt, daß bei einer keramischen Verwendung das Material gemagert werden muß, wobei höherwertige Erzeugnisse wie Klinker auf Grund der mineralogischen Zusammensetzung möglich sind.


 
Abb. 6 Abb. 6: Kornverteilung der Bergtonproben im Winklerdreieck
Grain size distribution of "Bergton" samples in Winkler's triangle

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In der Tab. 6 sind einige keram-technologische Eigenschaften der Bergtonproben aufgeführt. Daraus ist ersichtlich, daß mit steigender Brenntemperatur die Brennschwindung und die Gesamtschwindung unabhängig von der Art der Verformung (plastisch bzw. trocken gepreßt) zunehmen.
 


 
Tab. 6 Tab. 6: Ausgewählte keram-technologische Eigenschaften der Bergtonproben unterschiedlicher Bergtonhorizonte
Selected ceramic-technological properties of "Bergton" samples from different horizons 

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Die Absolutbeträge der Gesamtschwindung sind bei der plastischen Verformung auf Grund des wesentlich höheren Wassergehaltes der plastischen Masse und die dadurch resultierende deutlich größere Trockenschwindung erheblich höher. Die Wasseraufnahme nimmt mit steigender Brenntemperatur ab, der Grad der Versinterung wächst. Die Rohdichte der trockengepreßten Prüfkörper steigt mit höherer Brenntemperatur.

Unter Mitverwendung der bei der energetischen Verwendung der Kohle anfallenden Asche im keramischen Versatz sind auf Grund ihres Diatomeengehaltes neuartige Baustoffe darstellbar. Die Eigenschaften der keramischen Körper hängen dabei im wesentlichen von der Versatzzusammensetzung und der Brenntemperatur ab, wie verschiedene trockengepreßte Mischungen von Bergton mit Diatomeenkohlenasche zeigen (Tab. 7). Die Pyrit- und Markasitgehalte bestimmter Bereiche der Bergtonhorizonte sind bei keramischer Verwendung entsprechend zu berücksichtigen (selektiv aushalten, bzw. BaCO3-Zugabe).
 


 
Tab. 7 Tab. 7: Keram-technologische Kennwerte von Mischungen Bergton mit Diatomeenkohlenasche und Bergton mit Rohgur 
Ceramic-technological values from mixtures of "Bergton" with ash of diatomite - coal and "Bergton" with diatomite (untreated) 

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Quellenverzeichnis

BRINDLEY, G.W.: Kaolin, Serpentine, and Kindred Minerals. - in: "X-ray Identification and Crystal Structures of Clay Minerals." Editor G. BROWN, S. 51-131, London 1961.

BRINDLEY, G.W. & KURTOSSY, S.S.: Quantitative determination of kaolinite by X-ray diffraction. - Amer. Miner., 46: S. 1205-1215, Washington 1961.

FELDHAUS, D.: Die Tonmineralparagenesen der Tertiärsedimente der DDR. - Schriftenr. geol. Wiss., 11: S. 35-49, Berlin 1978.

HINCKLEY, D.N.: Variability in crystallinity values among the kaolin deposits of the coastal plain of Georgia and South Carolina. - Clays and clay Minerals, 11: S. 229-235, Oxford 1963.

HENNING, K.-H.: Mineralogische Untersuchung des eozänen Tones der Lagerstätte Friedland (Bezirk Neubrandenburg). - Ber. deutsch. Ges. Geol. Wiss., B Miner. Lagerstätten F., 16 (1971) H.1: S.5-39, Berlin 1972.

HENNING, K.-H. & LANDGRAF, K.-F.: Über Beziehungen zwischen Mineralbestand und technologischen Eigenschaften tertiärer Tone im Norden der DDR. - Wiss. Z. Univ. Greifswald, math.-nat. Reihe, 23: S.81-84, Greifswald 1974.

LANDGRAF, K.: Mineralogische Untersuchung des mitteloligozänen Tones der Lagerstätte Malliß (Bezirk Schwerin), DDR. - Ber.deutsch. Ges. Geol. Wiss. B. Miner. Lagerstätten F., 16 (1971) H. 4: S.437-474, Berlin 1972.

SCHULZ, L.G.: Quantitative X-ray determinations of some aluminous clay minerals in rocks. - Proc. 7th nat. Conf. Clays and Clay Minerals: S. 216-224, Washington 1958.

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Danksagung

Für die Unterstützung bei der Anfertigung der elektronenmikroskopischen Aufnahmen sei dem Labor für Elektronenmikroskopie des Institutes für Geowissenschaften der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Herrn Prof. K.-H. Henning und Herrn Manfred Zander, für die Anfertigung der chemischen Analysen dem Betriebslabor der Kemmlitzer Kaolinwerke GmbH, Herrn E. Marx und für die Durchführung der thermischen Aufnahmen dem Applikationslabor von SETARAM, Herrn F. Gautier Fouquet, herzlich gedankt.

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