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        JAHRESTAGUNG DER DTTG 1998   3. - 5. September 1998, Greifswald  Berichte der DTTG e.V. - Band 6

 

Ergebnisse von Laboruntersuchungen zur Langzeitbeständigkeit mineralischer Abdichtungen gegenüber organischen Schadstoffen im Deponiebau

U. Kalbe1; W. Berger1; J. Eckardt1; J. Breu2 & H. Kerzdörfer2
1Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung, Unter den Eichen 87, 12205 Berlin
2Universität Regensburg, Institut für Anorganische Chemie, Universitätsstraße 31, 93040 Regensburg



GLIEDERUNG
     Einleitung      Ausblick
     Material und Methoden      Literatur
     Ergebnisse und Schlußfolgerungen  

 
ABBILDUNGEN & TABELLEN
Abb. 1Abb. 1. Aufbau einer Meßzelle Abb. 8Abb. 8.  Konzentration der hydrophilen Komponenten des Schadstoffgemisches in der MD der 7,5 cm-Ton-Dichtung
Abb. 2Abb. 2. Probenvorbereitung für die Gaschromatographie Tab. 1Tab. 1. Zusammensetzung und Eigenschaften des 9-Komponenten-Gemisches
Abb. 3a bis cAbb. 3a bis c. Stoffliche Charakterisierung der Ton-Dichtung Tab. 2.1Tab. 2.1. Ergebnisse der RFA-Untersuchungen, Haupt- und Nebenbestandteile [Gew.-%] des Ausgangsmaterials
Abb. 4a bis cAbb. 4a bis c. Stoffliche Charakterisierung der Ton-Dichtung Tab. 2.2Tab. 2.2. Ergebnisse der RFA-Untersuchungen, Spurenbestandteile [mg/kg] des Ausgangsmaterials
Abb. 5Abb. 5. Konzentration von Aceton in der MD Tab. 2.3Tab. 2.3. Korngrößenverteilung (Röntgensedimentometer), Karbonatgehalt, pH-Wert und  Fe3+/Fe2+-Verhältnis des Ausgangsmaterials
Abb. 6Abb. 6. Konzentration von Trichlorethylen in der MD Tab. 2.4Tab. 2.4. Kationenaustauschkapazität des Ausgangsmaterials
Abb. 7Abb. 7. Konzentration der hydrophoben Komponenten des Schadstoffgemisches in der MD der 15 cm-Sand-Dichtung

 

Einleitung

Voraussetzung für die Prognose der Langzeitbeständigkeit von Kombinationsdichtungen (Verbund aus mineralischer Dichtung (MD) und Kunststoffdichtungsbahn (KDB)) ist die Kenntnis des Migrationsverhaltens von Schadstoffen in den einzelnen Abdichtungskomponenten und deren Wirkung auf die Werkstoffe. Insbesondere unter dem Aspekt der Restdurchlässigkeit von KDB gegenüber Kohlenwasserstoffen (KW) und chlorierten Kohlenwasserstoffen (CKW) ist deren permeations- und sorptionsverändernder Einfluß auf die MD von wesentlicher Bedeutung für eine langfristige Barrierefunktion. Es liegt eine Reihe von Studien zur Wechselwirkung organischer Schadstoffe mit Deponietonen vor (Kohler & Morteani 1984; Wienberg 1990a, 1990b; Jasmund & Lagaly 1993; Breu et al. 1993), wobei die Laufzeit der Versuchsführung zumeist relativ gering war (Hasenpatt 1988; Ustrich 1991; Zeiger 1993; Echle et al. 1994; Falke 1995; Behrens 1996).

In der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung wurden Ende 1986 im Rahmen eines Forschungsprojektes mit dem Ziel der Prüfung der Sperrwirkung von Kombinationsdichtungen Permeationsmeßzellen aufgebaut, welche die Bedingungen in Deponiebasisabdichtungen realitätsnah simulieren (August et al. 1992). In den Glasmeßzellen (Ø ca. 30 cm) wurden jeweils unter einer Druckplatte (Simulation des Deponiekörpers) und einer 2,3 mm HDPE-Dichtungsbahn verschiedene verdichtete Erdstoffe (Variation von Art und Mächtigkeit) eingebaut, mit einem 9-Komponenten-Gemisch unterschiedlicher organischer Verbindungen (Simulation von Deponiesickerwasser, Tab. 1) beaufschlagt und so über Jahre hinweg definierten Bedingungen ausgesetzt. Dabei wurden regelmäßig die Permeationsraten der Schadstoffe in dem gegen die mineralische Dichtung anstehenden Wasser (Grundwassersimulation) ermittelt.

Beim Einbau des Dichtungsmaterials in die Meßzelle wird die MD durch den Pressverbund mit der KDB und dem Kontakt mit dem “Grundwasser” von Luftsauerstoff weitgehend abgeschlossen, so daß sich besonders im Bereich der Grenzschicht zur KDB ein anaerobes Milieu einstellen kann. Durch den simulierten Deponiebetrieb diffundieren zudem organische Lösungsmittel in die MD ein. Einsetzende Redoxreaktionen und Veränderungen des pH-Wertes können unter Mitwirkung von Mikroben zu Umwandlungen im Mineralbestand, zur Mobilisierung einzelner Elemente und zur Änderung der Quellfähigkeit, der Plastizität und des Sorptionsvermögens führen. Dies kann wiederum die Effizienz und Langzeitstabilität des kombinierten Dichtungssystems positiv oder negativ beeinflussen.

In diesem Beitrag werden erste, ausgewählte Ergebnisse eines vom BMBF/ UBA geförderten Forschungsvorhabens (FKZ 1461027) vorgestellt. Bisher wurden insgesamt vier von zehn Meßzellen nach einer Standzeit von mehr als 11 Jahren ausgebaut. Die unterschiedlichen Dichtungsmaterialien werden von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe untersucht. Die experimentellen Untersuchungen an der MD umfassen insbesondere:

Der Schwerpunkt des Beitrages liegt in der Gegenüberstellung von Ergebnissen der Charakterisierung der mineralischen Ausgangsmaterialien mit den durch das Schadstoffgemisch beeinflußten Dichtungsmaterialien in den Meßzellen sowie der Diskussion der ermittelten Konzentrationsprofile in der MD.
 


 
Tab. 1 Tab. 1: Zusammensetzung und Eigenschaften des 9-Komponenten-Gemisches

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Abb. 1 Abb. 1: Aufbau einer Meßzelle 
SW= “Sickerwasser”, GW = “Grundwasser”, MD = min. Dichtung, KDB = Kunststoffdichtungsbahn, D = “Deponiekörper”

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Material und Methoden

Die bisher zerlegten Meßzellen enthielten als mineralische Dichtungen einen Ton (Wilsum) bzw. einen stark lehmigen Sand (Bastwald) mit Mächtigkeiten des Dichtungsmaterials von jeweils 7,5 und 15 cm. Diese werden im Folgenden zur Vereinfachung als Ton bzw. Sand bezeichnet.

Die Probenahme wurde den speziellen Anforderungen der Untersuchungsverfahren angepaßt.

Die Entnahme ungestörter Proben erfolgte mit zylindrischen, aufklappbaren Probenstechern (Ø 35 mm). Die Probenkerne wurden je nach Aufgabenstellung im Abstand von 1 bis 2 cm zerlegt. Aufgrund einer an Luft zu erwartenden schnellen Rückoxidation von Fe2+ wurden die Proben unter Intertgas (Ar-Spülung) entnommen und gelagert (flüssiger N2). Die perforierte MD wurde dann zur Gewinnung weiterer ungestörter und gestörter Proben in je acht Segmente geschnitten und ebenfalls in Abständen von 1 bzw. 2 cm horizontiert. Zur Charakterisierung des Materials wurden an Proben ohne bzw. mit Einwirkung des Schadstoffgemisches folgende stofflichen Parameter bestimmt:

Die eingesetzten Dichtungsmaterialien enthalten Eisen als redoxsensibles Element. Aufgrund der zu erwartenden Milieuveränderungen während des simulierten Deponiebetriebes soll seine besondere Rolle im Hinblick auf physikochemische Veränderungen in tonigen Materialien (Ericsson, Linares & Lotse 1984; Foster 1953; Stucki 1988; Stucki & Tessier 1991; Wu, Low & Roth 1989; Goodman 1988) näher diskutiert werden. Tone enthalten Eisen sowohl eingebaut in die Struktur der Tonminerale, als auch in akzesssorischen Mineralen. Eisenoxide und -hydroxide bilden häufig Überzüge um die Tonminerale oder liegen als ultrafeine Partikel vor, die physikalisch nicht abgetrennt werden können (Ericsson, Linares & Lotse 1984).

In ihrer Arbeit über das Quellverhalten von Montmorilloniten beobachtete Foster (1953), daß reduzierte Proben von Wyoming-Bentonit weniger quellen als oxidierte, was Stucki (1988) und Stucki & Tessier (1991) veranlaßte, den Einfluß der Oxidationsstufe oktaedrisch koordinierten Eisens auf chemische und physikalische Eigenschaften zu studieren. Verschiedene Beobachtungen (Chen, Low & Roth 1987; Khaled & Stucki 1991; Wu, Low & Roth 1989) lassen darauf schließen, daß in reduzierten Smectiten die Anziehung zwischen Basisflächen stärker ist als in oxidierten, oder daß Zwischenschichten sogar völlig kollabieren können (Stucki & Tessier 1991). Aufgrund seiner erhöhten Basizität ist bei Fe2+ die Tendenz, bei einem bestimmten pH zu oligomerisieren und polymerisieren, geringer (Goodman 1988); Fe2+ ist dadurch bei vorgegebenem pH mobiler als Fe3+, so daß sich nach einer Reduktion Eisenoxidhydroxid-Verklebungen auflösen können.

Zur Beurteilung der mikromorphologischen Eigenschaften wurden Dünnschliffe nach Gefriertrocknung der Proben und Vakuumimprägnierung mit einem Epoxidharz angefertigt.

Für die gaschromatographische Aufnahme der Konzentrationsprofile wurden je Meßzelle drei Probenstecher entnommen, die Kerne in 2 cm-Abschnitte zerlegt und aus jedem dieser Abschnitte drei parallele Proben herauspräpariert. Diese wurden in Headspacegläser überführt. Auf Grund des unterschiedlichen chemischen Verhaltens der einzelnen Komponenten des Schadstoffgemisches (hydrophile, stärker polare und hydrophobe, weniger polare Substanzen) mußten dabei verschiedene Extraktionsverfahren bzw. gaschromatographische Aufgabesysteme eingesetzt werden (Abb. 2). Die gaschromatographische Trennung erfolgte auf einer Kapillarsäule VOCOL, 105 m X 0,32 mm ID, 3,0 µm Film in Anlehnung an die EPA Methode 502.2, Detektoren: FID/ECD, Druck: 175 kPa Helium, Temperaturbereich: 35 bis 200 °C.

Da für die stärker polaren, wassermischbaren Substanzen das Dampfphasengleichgewicht auf die Seite der wäßrigen Phase verschoben ist, kommt es bei der gaschromatographischen Analyse zu Minderbefunden. Aus diesem Grunde wur-den die Wiederfindungsraten für die wassermischbaren Komponenten ermittelt und bei der Darstellung der Ergebnisse berücksichtigt.

Bei der Mehrfachheadspaceextraktion (MHE) für die weniger polaren und mit Wasser nicht mischbaren Stoffe erfolgte die Auswertung durch Extrapolation auf die Konzentration Null in der Dampfphase (drei Gleichgewichtseinstellungen).

Das zu untersuchende eisenhaltige Dichtungsmaterial, war von seiner Entnahme aus dem Vorkommen bis zum Ausbau aus den Meßzellen verschiedenen milieubedingten Veränderungen ausgesetzt; stand es in der Lagerstätte im geochemischen Gleichgewicht mit dem Stoffhaushalt der Umgebung, so unterlag es bei der Lagerung in Fässern lediglich einer Einwirkung durch die Atmosphäre, d.h. einem aeroben Milieu. Vergleicht man z.B. beim Ton das heute photometrisch gemessene Fe3+/Fe2+-Verhältnis von 10.31 ± 4.97 mit dem vor 9 Jahren bestimmten Wert von 3.61 ± 0.29, so ist dies ein Indiz dafür, daß das Ausgangsmaterial noch nicht im Gleichgewicht mit der Atmosphäre stand und bis heute weiterreagiert haben könnte. Bei einer Gegenüberstellung der Ergebnisse für das Ausgangsmaterial und das ausgebaute Dichtungsmaterial muß dies berücksichtigt werden.
 


 
Abb. 2 Abb. 2: Probenvorbereitung für die Gaschromatographie

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Ergebnisse und Schlußfolgerungen

Einige wesentliche Ergebnisse der stofflichen Charakterisierung des Ausgangsmaterials sind in Tab. 2.1 bis 2.4 aufgeführt. Bei der qualitativen Charakterisierung des Tonmineralbestandes wurden als Hauptbestandteile für den Ton Illit, Kaolinit, Chlorit und wenig Montmorillonit nachgewiesen sowie für den Sand Illit und Kaolinit. Horizontabhängig als auch im Vergleich zum Ausgangsmaterial wurden bei der Ton-Dichtung (7,5 cm Mächtigkeit) Veränderungen der Peaklagen und des Intensitätsprofils beobachtet; eine detailliertere Differenzierung der tonmineralischen Bestandteile nach Tributh (1991) und Lagaly (1991) sowie eine halbquantitative Bestimmung mit Hilfe der Software NEWMOD (Reynolds & Reynolds 1996) sollen Aufschluß liefern, inwieweit diese signifikant sind und auf eine milieubedingte Transformation der Tonminerale hindeuten. Bei der Sand-Dichtung (7,5 cm) wurden sowohl horizontabhängig als auch im Vergleich zum Ausgangsmaterial keine Veränderungen beobachtet.

Eine eventuelle Mobilisierung von Eisen infolge einer Reduktion muß auf der bereits im Ausgangsmaterial vorhandenen, natürlichen Varianz signifikant nachgewiesen werden können. Aufgrund von mehr oder weniger stark lokalisierten Inhomogenitäten (z.B. “Rostflecken”) variieren die Eisengehalte beim Ton bzw. Sand um 4,9 ± 0,2 bzw. 1,1 ± 0,3 Gew.-% Fe2O3. Bei der 7,5 cm Ton-Dichtung lagen die Gesamteisengehalte mit 4,1 bis 4,5 Gew.-% Fe2O3 geringfügig unter dem Wert des Ausgangsmaterials; horiziontabhängig wurde jedoch kein Trend festgestellt (Abb. 4a), der auf eine Verlagerung des Elements hindeuten würde. Bei der Sand-Dichtung wurde nach unten hin eine kontinuierliche Abnahme der Eisengehalte von 1,1 Gew.-% Fe2O3 auf 0,6 Gew.-% Fe2O3 beobachtet.

Als zuverlässigen Indikator für das Redoxmilieu und aufgetretene anaerobe Prozesse wird das Fe3+/Fe2+-Verhältnis bestimmt. Es wies in der Grenzschicht der Ton-Dichtung zur KDB mit 3,3 ± 0,2 einen Wert im Bereich des Verhältnisses des Ausgangsmaterials auf und nahm nach unten hin kontinuierlich auf einen Wert von 1,4 ± 0,1 ab (Abb. 4b). Dieser Trend bestätigte sich auch in den Möß-bauerspektren: das Fe3+/Fe2+-Verhältnis nahm von 2,1 in der Grenzschicht (in diesem Fall der Abschnitt von 0 bis 0,1 cm unter der KDB) auf 1,5 im unteren Bereich (Abschnitt von 7,0 bis 7,1 cm) ab.

Die Korngrößenanalysen wurden mit verschiedenen Verfahren ausgeführt. Die Ergebnisse zur Korngrößenverteilung sind insbesondere beim Ton aufgrundder Meßparameter und der Materialeigenschaften nicht untereinander vergleichbar. In Tab. 2.3 sind nur die Werte für die Sedimentationsanalyse angegeben. Welches der bisher angewendeten Verfahren das geeignetste ist, um mögliche Unterschiede in der Kornverteilung bei den beaufschlagten Proben herauszufinden, ist noch durch weitere Untersuchungen zu klären.

Die Tonminerale sind neben den Huminstoffen die wichtigsten Kationenaustauscher. Die Kationenaustauschkapazität (KAK) ist somit ein Maß für die Ladung und die zugängliche Oberfläche von Tonmineralen. Aufgrund seines höheren Tonmineralgehalts ist die KAK für den Ton deutlich größer als für den Sand (Tab. 2.4). Die potentielle KAK läßt sich sowohl aus der Summe der mit Ba2+ ausgetauschten Kationen ermitteln, wobei akzessorische Bestandteile miterfaßt werden, als auch aus dem mit Mg2+ rückgetauschtem Ba2+. Der Wert des rückgetauschten Ba wird demnach der Austauschkapazität der Tonminerale am ehesten gerecht. In der Ton-Dichtung nimmt der Ba-Wert als analytischer Ausdruck für die KAKpot nach unten hin kontinuierlich von 25,6 auf 17,9 cmolc/kg ab. Dieser Trend in der KAK korreliert gut mit dem anhand des Fe3+/Fe2+-Verhältnisses bestimmten “Reduktionsgrad” (Abb. 4a, b, c) und steht im Einklang mit der in der Literatur beschriebenen stärkeren Fixierung von Zwischenschichtkationen nach der Reduktion strukturellen Eisens (Chen, Low & Roth 1987; Khaled & Stucki 1991). Bei der Sand-Dichtung streuen die Werte des rückgetauschten Ba zu stark, so daß kein Trend in der KAK erkennbar ist.
 


 
 
Abb. 4a Abb. 4b Abb. 4c Abb. 4a bis c: Stoffliche Charakterisierung der Ton-Dichtung (7,5 cm Mächtigkeit), A = Ausgangsmaterial 
a) Gew.-% Fe2O3 (RFA); Fehlerbalken (s) als Maß für die natürliche Varianz; b) Fe3+/Fe2+-Verhältnis (photometrisch); Fehlerbalken als Maß für den Meßfehler; c) Wert des rückgetauschten Ba als analytischer Ausdruck für die KAKpot

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Die pH-Werte des mit dem Schadstoffgemisch beaufschlagten Tons liegen im neutralen bis schwach alkalischen Milieu und lassen im Fall der 7,5 cm-Dichtung eine leichte pH-Abnahme nach unten hin erkennen (Abb. 3a). Ein anderes und horizontabhängig stärker differenziertes Bild ergibt sich bei den weiteren Dichtungen. Dabei sind die pH-Werte für die Sand-Dichtungen im schwach sauren Milieu einzuordnen. Da der pH-Wert des Ausgangsmaterials vor dem Einbau der Meßzellen nicht bekannt ist, kann keine vergleichende Bewertung vorgenommen werden. Bemerkenswert ist im Fall der Ton-Dichtung (7,5 cm) eine Korrelation von relativ niedrigen Karbonatgehalten von 1,0 bis 1,4 Gew.-% (Abb. 3a, b) mit relativ hohen pH-Werten zwischen 8,1 und 8,2 im unteren Bereich der Dichtungsschicht (4 bis 8 cm unter der KDB). Durch das Einsetzen anaerober Bedingungen und den Eintrag organischer Substanzen könnten biogene Prozesse induziert worden sein, die zu einer Zerstörung von Karbonaten geführt haben. Die Korrelation mit den ermittelten CaO-Gehalten (Abb. 3c) deutet auf eine Mobilisierung von Ca hin.
 


 
Abb. 3a Abb. 3b Abb. 3c
 
 

Abb. 3a bis c: Stoffliche Charakterisierung der Ton-Dichtung (7,5 cm Mächtigkeit), A = Ausgangsmaterial 
a) pH (CaCl2); b) Karbonatgehalt als Äquivalentkonzentration von CaCO3; c) Gew.-% CaO (RFA), Fehlerbalken (s) als Maß für die natürliche Varianz 

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Das selektive Rückhaltevermögen für die unterschiedlichen organischen Schadstoffe in der MD wird sowohl durch Eigenschaften der organischen Moleküle wie sterischer Aufbau und Molekülgröße, Acidität bzw. Basizität, Wasserlöslichkeit und Polarität als auch durch die Beschaffenheit der Dichtschicht (bes. Tonmineral- und Huminstoffgehalt, Kationenaustauschkapazität, Korngrößenverteilung, Mikromorphologie und Schichtdicke) begründet. Die ermittelten Konzentrationsprofile der Komponenten des Schadstoffgemisches verdeutlichen ein differenziertes Verhalten der einzelnen Komponenten. Am Beispiel von Aceton für eine polare und Trichlorethylen für eine weniger polare Substanz ist das Konzentrationsprofil in Ton und Sand als Erdstoffdichtung dargestellt (Abb. 5, 6).
 


 
Abb. 5 Abb. 5 Konzentration von Aceton in der MD 

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Die drei stärker polaren Komponenten des Schadstoffgemisches sind gegenüber den weniger polaren aufgrund ihrer besseren Wasserlöslichkeit und ihrer geringeren Molekülgrößen in höheren Konzentrationen anzutreffen (in den ersten 2 cm unter der KDB zwischen 70 und 4800 mg/kg). Aceton weist dabei in den Sanddichtungen und Tetrahydrofuran in den Tondichtungen die höchsten Gehalte auf (Abb. 5 und 8). Während Aceton und Methanol durch einen ähnlichen Profilverlauf gekennzeichnet sind, läßt Tetrahydrofuran vor allem in der 15 cm-Tondichtung einen davon abweichenden Verlauf erkennen. In gegenüber den hydrophilen Komponenten weniger stark differenzierten Konzentrationsbereichen (0 bis 280 mg/kg in den ersten 2 cm unter der KDB) verfügen alle hydrophoben Schadstoffkomponenten über ein ähnliches Konzentrationsprofil in der MD (Bsp. Abb. 6 und 7). Dabei dominieren Chlorbenzol und Trichlorethylen in allen Dichtungsmaterialien. In den Tondichtungen zeigen alle hydrophoben Komponenten höhere Gehalte und ein stärkeres Konzentrationsgefälle als es in den Sanddichtungen der Fall ist (Bsp. Abb. 6).
 


 
Abb. 6 Abb. 6 Konzentration von Trichlorethylen in der MD 

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Die Ergebnisse der Konzentrationsprofile stehen im Einklang mit den Untersuchungen am regelmäßig ausgetauschten, simulierten Grundwasser. Auch hier waren die Aceton-Konzentrationen stets am höchsten. Darüber hinaus zeigte sich beim Vergleich der verschiedenen Dichtungsmaterialien für den Sand gegenüber dem Ton eine etwa 10-fach höhere Aceton-Konzentration. Die einzige Komponente, die nach den elf Jahren Versuchsdauer nicht im simulierten Grundwasser nachgewiesen werden konnte, ist iso-Octan. Entsprechend geringe Gehalte lassen sich in den Dichtungsmaterialien erkennen, die je nach Material und Schichtdicke maximal bis zum 4-6 cm Abschnitt unter der KDB transportiert wurden (Bsp. Abb. 7)
 


 
Abb. 7 Abb. 7 Konzentration der hydrophoben Komponenten des Schadstoffgemisches in der MD der 15 cm-Sand-Dichtung 

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Etwa zwei Jahre vor dem Ausbau der Meßzellen wurde erstmals bei einigen Meßzellen in den Chromatogrammen des simulierten Grundwassers eine zusätzliche Komponente beobachtet. Während der ersten Untersuchungen an den ausgebauten Erdstoffdichtungen konnte diese Verbindung mit Hilfe der GC-MS als iso-Propanol identifiziert werden (Bsp. Abb. 8).
 


 
Abb. 8 Abb. 8 Konzentration der hydrophilen Komponenten des Schadstoffgemisches in der MD der 7,5 cm-Ton-Dichtung

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Die Barriereeigenschaft der MD wird nicht nur von deren Mineralbestand bestimmt, sondern maßgeblich auch von deren Gefüge beeinflußt (Falke 1995; Hiltmann & Stribrny 1998). Zur Untersuchung des Mikrogefüges werden von den proctorverdichteten Ausgangsmaterialien sowie von den Materialien aus den Meßzellen Proben aus relativ ungestörter Lagerung entnommen und Dünnschliffe angefertigt. Auffällig ist, daß der Sand im Vergleich zum Ton sehr inhomogen zusammengesetzt ist. Hohlräume zwischen größeren Körnern sind mit fein-körnigem Material (Porenzement) ausgefüllt. Daneben sind zahlreiche, feinstkörnige, tonige Linsen ausgebildet. Sowohl im Ton als auch im Sand tritt eine Vielzahl von Mikrorissen auf, welche im Ton überwiegend horizontal orientiert sind. Im Sand sind die Risse vor allen innerhalb der tonigen Linsen, aber auch entlang von Korngrenzen zu beobachten. Signifikante Änderungen des Mikrogefüges für beide beaufschlagten Dichtungsmaterialien (7,5 cm Höhe) konnten bisher nicht festgestellt werden.
 


 
Tab. 2.1 Tab. 2.1 Ergebnisse der RFA-Untersuchungen, Haupt- und Nebenbestandteile [Gew.-%] des Ausgangsmaterials (To - Ton; Sa - Sand; GV - Glühverlust; Sp - S Spuren; H2O - Wassergehalt)

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Tab. 2.2 Tab. 2.2 Ergebnisse der RFA-Untersuchungen, Spurenbestandteile [mg/kg] des Ausgangsmaterials (To - Ton; Sa - Sand) 

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Tab. 2.3 Tab. 2.3 Korngrößenverteilung (Röntgensedimentometer), Karbonatgehalt, pH-Wert und Fe3+/Fe2+-Verhältnis des Ausgangsmaterials (To - Ton; Sa - Sand) 

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Tab. 2.4 Tab. 2.4 Kationenaustauschkapazität des Ausgangsmaterials (Ke - KAKeff; Kp - KAKpot; To - Ton; Sa - Sand; S, Ba in cmolc/Kg, sonst in %)

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Ausblick

Die ersten Ergebnisse zeigen, daß im Hinblick auf die Beurteilung der Langzeitstabilität der Kombinationsdichtung der Grenzschicht zur KDB besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden muß.

Computertomographische Untersuchungen sollen weitere Aufschlüsse zu den Gefügeinhomogenitäten innerhalb der MD geben. Daneben sollen mikrobiologische Untersuchungen zur Klärung von biologisch bedingten Ab- und Umbauvorgängen der Schadstoffe in den Erdstoffdichtungen beitragen.

Auf der Grundlage der ermittelten Konzentrationsprofile werden unter Berücksichtigung der für den Stofftransport wesentlichen Eigenschaften der Dichtungsmaterialien Transportparameter abgeleitet, um über Modellbetrachtungen Aussagen zur Langzeitbeständigkeit mineralischer Abdichtungen treffen zu können. In diesem Zusammenhang erfolgen noch bodenmechanische Untersuchungen an den Materialien.

Die Vielzahl der bisher erzielten Ergebnisse ist noch innerhalb der Projektlaufzeit an den gleichen Materialien aber mit Mächtigkeiten der MD von 30 cm zu verifizieren und dann komplex zu interpretieren, um allgemeingültige Aussagen zur Langzeitstabilität von Kombinationsdichtungen ableiten zu können.

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Literatur

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