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        JAHRESTAGUNG DER DTTG 1998   3. - 5. September 1998, Greifswald  Berichte der DTTG e.V. - Band 6

 

KAK-Methodik: Über den Einfluß sehr geringer Ca-Karbonat-Gehalte auf die Bestimmung des austauschbaren Calciums

R. Dohrmann
Institut für Mineralogie und Lagerstättenlehre, RWTH Aachen, D-52056 Aachen


 

GLIEDERUNG
     Zusammenfassung      Ergebnisse und Diskussion
     Einleitung und Problemstellung      Zusammenfassung
     Materialien      Literatur
     Methodik      Anhang

 
ABBILDUNGEN & TABELLEN
Abb. 1Abb. 1. Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppelbestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der calcitfreien Probe D 6 und der künstlichen Mischprobe D 6 plus Calcit (0,5 Gew.-% Calcit). Abb. 2Abb. 2. Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppelbestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der calcitfreien Probe D 7 und der künstlichen calcithaltigen Mischprobe D 7 plus Calcit (1 Gew.-%). Abb. 3Abb. 3. Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppelbestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der in der Natur calcitfreien Bentonit-Probe B 37 und der künstlichen calcithaltigen Mischprobe B 37 plus Calcit (0,5 Gew.-%).
Abb. 4Abb. 4. Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppel- bzw. 7fach-Bestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der in der Natur calcithaltigen Bentonit-Probe B 47. Abb. 5Abb. 5. Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppelbestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der calcithaltigen Probe D 9. Tab. 2Tab. 2. Austauschbares Ca2+ [meq/100 g] der 8 untersuchten Proben bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen. +CC = plus Calcit
Tab. 1Tab. 1. Mineralogische Zusammensetzung der tonigen Sedimente und Bentonite (Gew.-%; halbquantitativ). Tab. 3Tab. 3.  Kationensummen (S-Werte) und Kationenaustauschkapazitäten (T-Werte) der unbehandelten Reuvertonprobe D 6 und der künstlichen Mischprobe aus D 6 und Calcit (0,5 Gew:-%) bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen.
Tab. 4Tab. 4.  S- und T-Werte der unbehandelten Probe D 7 und der künstlichen Mischprobe aus D 7 und Calcit (1 Gew:-%) bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen. Tab. 5Tab. 5.  S- und T-Werte der unbehandelten Tonprobe D 9 bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen. Natürlicher Calcitgehalt 5,4 Gew.-%. Tab. 6Tab. 6.  S- und T-Werte des unbehandelten Milos-Bentonites und der künstlichen Mischprobe aus B 37 und Calcit (0,5 Gew:-%) bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen (AgTu).
Tab. 7Tab. 7.  S- und T-Werte des unbehandelten Wyoming-Bentonits (B 47) bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen. Natürlicher Calcitanteil  0,5 Gew.-%.

 

Zusammenfassung

Es werden gezielte Versuche zur Bestimmung der Kationenaustauschkapazität und der austauschbaren Kationen an tonigen Materialien durchgeführt. Dabei handelt es sich um natürliche calcitführende und calcitfreie Proben und um Mischungen aus den calcitfreien Tonen mit feingemahlenem Calcit in Anteilen von 0,5 bis 1 Gew.-%. Ziel dieser Experimente ist die Demonstration der Notwendigkeit, die für derartige Probenmaterialien geeignete KAK-Bestimmungsmethode zu verwenden. Besonders große Probleme bei der Messung der KAK treten bei Ca-Karbonathaltigen Proben auf, wenn Werte für austauschbares Calcium durch partielle Auflösung der Karbonatminerale verfälscht werden. Für diesen methodischen Vergleich wurden zwei verschiedene Silber-Thioharnstoff-Verfahren mit und ohne vorherige Calcitsättigung der Austauschlösung verwendet. Aus den Ergebnissen der austauschbaren Ca2+-Bestimmungen geht hervor, daß die nicht an Calcit gesättigte Austauschlösung der modifizierten Silber-Thioharnstoff-Methode nur bei Proben verwendet werden darf, die sicher kein Ca-Karbonat enthalten. Dies trifft ebenfalls auf alle anderen bekannten KAK-Bestimmungsmethoden zu. Ist die Anwesenheit von Ca-Karbonaten nicht auszuschließen, so muß zur Sicherheit die Silber-Thioharnstoff-Methode mit Calcitsättigung der Austauschlösung (= AgTuCalcit) verwendet werden. Nur so kann gewährleistet werden, daß richtige und gut reproduzierbare Werte für die austauschbaren Kationen (v. a. Calcium) und die Kationenaustauschkapazität ermittelt werden.

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Einleitung und Problemstellung

Die Bestimmung der Kationenaustauschkapazität (KAK) und der austauschbaren Kationen Ca-Karbonathaltiger toniger Sedimente führt bei Verwendung der üblichen Methoden (Ammoniumacetat- (Lewis 1949), Bariumchlorid- (DIN 19684/8; Mehlich 1948; Bascomb 1965), Silber-Thioharnstoff- (Chhabra et al. 1975) -Methode) immer zu systematisch verfälschten Analysenergebnissen (Dohrmann 1997). Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Richtigkeit der gefundenen Werte bewertet und kontrolliert werden. Die Kontrolle wird im allgemeinen durch Vergleich von Wertepaaren durchgeführt, die auf der Basis von Doppelbestimmungen bei mindestens zwei verschiedenen Einwaagen (Flüssigkeit/Feststoff-Verhältnissen) an einer zu untersuchenden Probe ermittelt werden. Weichen die bei verschiedenen Einwaagen gefundenen Werte nicht oder nur im Rahmen der Analysengenauigkeit voneinander ab, so ist der zugehörige Wert für austauschbares Ca2+ als korrekt anzunehmen. Bei der Darstellung dieser Wertepaare im Karbonat- und Sulfatfeld-Diagramm liegt der resultierende Punkt dann auf der y = x-Geraden (Dohrmann & Echle 1996). Bei Ca-Karbonathaltigen tonigen Proben werden die Karbonate gewöhnlich partiell gelöst und es kommt zu unterschiedlich starken und Einwaage-abhängigen Verfälschungen der Ca2+- Werte. Der darstellende Punkt liegt dann deutlich im Karbonat- und Sulfatfeld (d. h. oberhalb der y = x-Geraden) und kann somit als verfälscht erkannt werden (Abb. 2).

Liegen KAK-Messungen von Probenmaterialien vor, die nur sehr geringe und röntgenographisch (XRD) nicht mehr nachweisbare Gehalte an Ca-Karbonat (£ 1 Gew.-%) aufweisen, so kann es jedoch vorkommen, daß die gesamte Karbonatfraktion bei jeder verwendeten Einwaage vollständig aufgelöst wird. In solchen Fällen werden bei verschiedenen Einwaagen identische Ca2+-Werte gemessen, die jedoch trotzdem deutlich verfälscht sind (Abb. 2). Die Auflösung von 1 Gew.-% Calcit verfälscht dabei den austauschbaren Ca2+-Wert um 20 meq/100 g. Durch die Position des darstellenden Punktes im Karbonat- und Sulfatfeld-Dia-gramm auf der y = x-Geraden wird ein korrekter Wert vorgetäuscht. Dieser ver-meintlich richtige Wert korreliert jedoch weder mit dem Mineralbestand der Probe noch mit der Differenz zwischen der Kationensumme (S-Wert) und der Kationenaustauschkapazität (T-Wert). Nur bei Verwendung der an Calcit gesättigten Silber-Thioharnstoff-Austauschlösung (AgTuCalcit-Methode) können bei derartigen tonigen Materialien Verfälschungen vermieden werden. Mit dieser Methode werden unabhängig vom Calcitgehalt stets richtige und gut reproduzierbare Werte für austauschbares Ca2+ gefunden.

Mit der überarbeiteten und nicht an Calcit gesättigten Silber-Thioharnstoff-Austauschlösung (= modifizierte AgTu-Methode) wurden gezielte Versuche an Ca-Karbonatfreien tonigen Sedimenten, an synthetisch hergestellten Mischproben dieser Materialien mit Zugabe geringer Calcitanteile (von 0,5-1 Gew.-%) und an zwei Vergleichsproben mit geringem Ca-Karbonat-Gehalt (» 0,5 bzw. 5 Gew.-%) durchgeführt. Parallel dazu wurden diese Proben auch mit der AgTuCalcit-Methode untersucht, mit der korrekte Ca2+-Werte bestimmt werden. Die so ermittelten Ergebnisse sollen zeigen, ab welchen (geringen) Ca-Karbonat-Gehalten bereits Verfälschungen auftreten, die erheblich größer sind als der analytische Fehler. Aus den gemessenen Differenzen der Ca2+-Werte kann zusätzlich (bei vollständiger Auflösung der Karbonatphase) der Ca-Karbonat-Gehalt berechnet werden. Bei den untersuchten Proben handelt es sich um eine Auswahl aus einer Datenbank von weit über 200 tonigen Proben mit mehr als 2500 Einzelexperimenten zur KAK-Bestimmung (Dohrmann 1997).


 
Abb. 2 Abb. 2: Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppelbestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der calcitfreien Probe D 7 und der künstlichen calcithaltigen Mischprobe D 7 plus Calcit (1 Gew.-%). 

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Materialien

Es wurden natürliche tonige Sedimente (D 6, D 7, D 9) und Bentonite (B 37, B 47) untersucht. Einigen dieser Proben wurde künstlich feingemahlener Calcit (Merck) in folgenden Anteilen vor jeder Analyse durch Einwaage aus verschiedenen Gefäßen (kein Homogenisierungsproblem) zugemischt: D 6 und B 37: 0,5 Gew.-%, D 7: 1,0 Gew.-%.

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Methodik

Der Mineralbestand wurde mit der Röntgenbeugungsanalyse (XRD) an Gesamtproben und abgetrennten Fraktionen ermittelt und unter Berücksichtigung der chemischen Zusammensetzung (XRF) semiquantitativ abgeschätzt. Der Quarzanteil wurde mittels internem Standard ermittelt (Dohrmann & Echle 1997). Der Karbonatgehalt wurde volumetrisch durch Auflösung der Karbonate mit 100%ger H3PO4 im Vakuum (Karbonataufschlußanlage Uni Tübingen) bestimmt. Der Anteil an organischem Kohlenstoff wurde aus Verbrennungsanalysen mit einem LECO-Ofen quantifiziert. Die Kationen-austauschkapazität (T- Wert) und die Summe der austauschbaren Kationen (S-Wert) wurden mit der von Cremers & Pleysier (1973 a,b) und Chhabra et al. (1975) entwickelten und am IML der RWTH Aachen optimierten modifizierten Silber-Thioharnstoff-Methode und der Silber-Thioharnstoff-Technik mit Calcitsättigung der Austauschlösung (=AgTuCalcit-Methode) bestimmt. Diese Methoden werden ausführlich bei Dohrmann (1997) beschrieben.


 
Tab. 1 Tab. 1: Mineralogische Zusammensetzung der tonigen Sedimente und Bentonite (Gew.-%; halbquantitativ).

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Ergebnisse und Diskussion

Mit der Silber-Thioharnstoff-Methode wurden S- und T-Werte ermittelt. Die vollständigen Ergebnisse (Mittelwerte aus mindestens je 2 Analysen, umgerechnet auf bei 105°C getrocknetes Material) sind in Tab. 3-7 im Anhang dargestellt. Es wurden zwei verschiedene Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen (= AgTu) verwendet, eine calcitgesättigte (= AgTuCalcit) und eine nicht calcitgesättigte (= modifizierte AgTu). Die T-Werte wurden bei verschiedenen Einwaagen (Genauigkeit ± 0,0005 g), bei gleichzeitiger Konstanthaltung aller übriger Bedingungen, durch Verwendung der KAK-Bestimmungs-methode mit zweimaligem Auswaschen ermittelt (Dohrmann & Echle 1994).
Kationenaustauschkapazität (T-Wert)
Die mit den beiden Silber-Thioharnstoff-Methoden bei unterschiedlichen Einwaagen ermittelten T-Werte (Tab. 3-7) sind im Rahmen der Analysengenauigkeit nahezu identisch (± 2-3 meq/100 g). Die Höhe der KAK dieser Proben korreliert erwartungsgemäß mit der mineralogischen Zusammensetzung der Proben. Problematisch sind die T-Werte der Proben D 6 und D 7 bei Verwendung der AgTuCalcit-Vorschrift. Durch den höheren pH-Wert der Austauschlösung werden vermutlich negative Kantenladungen erzeugt, die im Vergleich zu einer bei einem pH-Wert von 7 gepufferten Austauschlösung zu einem überhöhten Wert für die Kationenaustauschkapazität führen. Diese Werte sind in geringem Umfang von + 2-3 meq/100 g als verfälscht zu betrachten. Bei solchen Proben sollte folglich zur korrekten T-Wert-Bestimmung die modifizierte AgTu-Methode verwendet werden.

Die Standardabweichung des Analysenverfahrens (= S, nicht zu verwechseln mit der Summe der austauschbaren Kationen) beträgt bei Bentoniten (tonigen Sedimenten) bei einer Einwaage von 0,3 g bzw. 0,2 g (1 g bzw. 0,5 g) bei Verwendung der AgTuCalcit-Methode 1,6 meq/100 g bzw. 2,2 meq/100 g (0,4 meq/100 g bzw. 1,7 meq/100 g). Für die modifizierte AgTu-Methode werden Werte für S = 2,3 meq/100 g bzw. 3,5 meq/100 g (1,3 meq/100 g bzw. 2,7 meq/100 g) ermittelt. Datenbasis: Doppelbestimmungen bei je 2 verschiedenen Einwaagen, Probenmaterial für diese statistischen Angaben: 24 Bentonite (34 tonige Sedimente).

Austauschbare Kationen
Die Gehalte der 8 untersuchten tonigen Proben an austauschbarem Na+, K+ und Mg2+ unterscheiden sich bei Verwendung der calcitgesättigten bzw. der nicht calcitgesättigten Austauschlösungen nur im Rahmen der Analysengenauigkeit (Tab. 3-7). Systematische Unterschiede ergeben sich erwartungsgemäß bei den austauschbaren Ca2+-Gehalten (Tab. 2).


 
Tab. 2 Tab. 2: Austauschbares Ca2+ [meq/100 g] der 8 untersuchten Proben bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen. +CC = plus Calcit

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Bei Verwendung der modifizierten AgTu-Methode ohne Calcitsättigung der Austauschlösung werden bei den Proben mit Calcitgehalten > 0,5 Gew.-% (D 9; D 7 plus 1 Gew.-% Calcit) deutlich Einwaageabhängige und damit sicher als verfälscht zu erkennende Ca2+-Werte ermittelt (Abb. 2 und Abb. 5; Tab. 2, hier fett gedruckt). Aber auch die Werte für austauschbares Ca2+ der Proben mit Zumischung geringer Mengen an Calcit (D 6 plus 0,5 Gew.-% Calcit; B 37 plus 0,5 Gew.-% Calcit) sowie die der natürlichen Probe B 47 sind trotz Lage auf der y = x-Geraden deutlich überhöht. Diese Werte sind mit der Bezeichnung verfälschter Wert in den Abbildungen gekennzeichnet.


 
Abb. 5 Abb. 5: Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppelbestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der calcithaltigen Probe D 9.

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Die Verfälschung ist besonders gut anhand des Vergleiches der Kationensummen und der Kationenaustauschkapazitäten (Differenz S-T) in den Tabellen 3-7 zu erkennen. Im Idealfall sollten keine Abweichungen zwischen der Summe der austauschbaren Kationen und der Kationenaustauschkapazität auftreten. Zufällige Fehler, die bei jeder Methode existieren, führen jedoch immer zu Abweichungen im Rahmen der Analysengenauigkeit. Diese betragen als Summe aller Fehler (Standardabweichung des Analysenverfahrens für die Elemente Na+, K+, Mg2+, Ca2+ und die KAK) bei den angewendeten Verfahren je nach Probenmaterial und Einwaage etwa um ± 3-7 meq/100 g. Darüber hinausgehende, stark positive Werte für S-T weisen auf die partielle Auflösung von Calcit bzw. anderer löslicher Phasen oder Substanzen hin.

Betrachtet man die austauschbaren Ca2+-Werte der in der Natur calcitfreien Proben D 6, D 7 und B 37 (Abb. 1, 2 und 3) so werden mit der modifizierten AgTu-Methode ohne Calcitsättigung der Austauschlösung Werte gefunden, die im Rahmen der Analysengenauigkeit auf der y = x-Geraden liegen. Unter Berücksichtigung der mineralogischen Zusammensetzung und des Vergleichs der (geringen) Differenzen S-T können die so ermittelten Werte als korrekt eingestuft werden.


 
Abb. 1 Abb. 1: Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppelbestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der calcitfreien Probe D 6 und der künstlichen Mischprobe D 6 plus Calcit (0,5 Gew.-% Calcit).

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Abb. 3 Abb. 3: Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppelbestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der in der Natur calcitfreien Bentonit-Probe B 37 und der künstlichen calcithaltigen Mischprobe B 37 plus Calcit (0,5 Gew.-%). 

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Abb. 4 Abb. 4: Austauschbares Ca2+ (Mittelwerte aus Doppel- bzw. 7fach-Bestimmungen) bei zwei verschiedenen Einwaagen der in der Natur calcithaltigen Bentonit-Probe B 47.

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Mit der an Calcit gesättigten AgTuCalcit-Austauschlösung wurden für die 8 Proben im Rahmen der Analysengenauigkeit gleiche austauschbare Ca2+-Werte (± 1-2 meq/100 g) bei verschiedenen Einwaagen ermittelt (Tab. 2). Die darstellenden Punkte im Karbonat- und Sulfatfeld-Diagramm liegen für alle Proben im Rahmen der Analysengenauigkeit auf der y = x-Geraden. Auch hier können die so gefundenen Werte nach Berücksichtigung des Mineralbestandes und der Differenzen S-T als richtig eingestuft werden.

Eine interessante Beobachtung ist, daß schon ein geringer Calcitgehalt von < 1 Gew.-% ausreicht, um eine deutlich über der Analysengenauigkeit liegende Differenz der austauschbaren Ca2+-Werte bei den verwendeten Einwaagen der Probe D 7 plus Calcit zu erzielen. Das ist eine Folge des relativ höheren Lösungsvermögens der Austauschlösung bei geringeren Einwaagen. Die beschriebenen Abweichungen können jedoch nur dann auftreten, wenn nicht der gesamte Karbonatanteil bei beiden verwendeten Einwaagen vollständig aufgelöst wird.

Die absolute Differenz zwischen den verfälschten und den korrekten Werten für austauschbares Ca2+ bei den Proben mit einem Calcitgehalt 1 Gew.-% kann zur quantitativen Bestimmung des Calcitgehaltes genutzt werden. Dies ist möglich, weil sich bei Verwendung der AgTu-Methode ohne Calcitsättigung der Austauschlösung der gesamte Ca-Karbonatanteil aufgelöst hat. Die Differenz der Ca2+-Gehalte ist somit gleichzusetzen mit dem gesamten gelösten Ca-Karbonatanteil der Probe. Im Falle der Probe D 6 plus Calcit bzw. B 37 plus Calcit beträgt diese Differenz 9,6 bzw. 10,1 meq/100 g. Dies entspricht exakt einem Calcitgehalt von 0,5 Gew.-%. Für die natürliche Bentonitprobe B 47 ergibt sich aus der gemessenen Differenz von 12,5 meq/100 g ein Ca-Karbonatanteil von 0,6 Gew.-%. Da jedoch die zufälligen Fehler der KAK-Bestimmungsverfahren für austauschbares Ca2+ etwa ± 1-3 meq/100 g (Standardabweichung des Analysenverfahrens) betragen, sollte der gefundene Wert gerundet mit 0,5 Gew.-% angegeben werden. Diese Genauigkeit ist jedoch für viele Fragestellungen ausreichend. Beispiel für eine Anwendung dieses Verfahrens könnte die Qualitätskontrolle Soda-aktivierter Bentonite sein. Hier wäre auf diese Weise der tatsächliche austauschbare Ca2+-Wert und (bei initial sehr niedrigem Calcit-Gehalt) der durch den technischen Prozeß entstandene Ca-Karbonatanteil erfaßbar.

Als Beispiel für eine Probe mit deutlichem und röntgenographisch nachweisbarem Calcitgehalt ist die Verteilung der ermittelten austauschbaren Ca2+-Werte der Probe D 9 in Abb. 5 dargestellt. Der bei Verwendung der nicht an Calcit gesättigten Austauschlösung ermittelte Ca2+-Wert liegt sehr deutlich im Karbonat- und Sulfatfeld und kann unter Berücksichtigung der mineralogischen Zusammensetzung und der Differenz S-T zuverlässig als verfälscht identifiziert werden. Mit der AgTuCalcit-Methode werden für beide verwendeten Einwaagen identische und bei Beachtung der vorgenannten Kontrollparameter (Mineralbestand, Differenz S-T) auch korrekte Werte für austauschbares Ca2+ ermittelt.

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Zusammenfassung

Geringste Gehalte an Calcit von < 1 Gew.-%, die mit der XRD-Analytik z. T. nicht mehr nachgewiesen werden können, haben bereits einen störenden Einfluß auf die Bestimmung der Kationensummen (S-Werte), wenn nicht die an Calcit gesättigte Silber-Thioharnstoff-Austauschlösung (AgTuCalcit) verwendet wird. Nur mit diesem Verfahren wird eine weitere Calcitlösung beim Austauschexperiment verhindert; partielle Dolomitlösung wird bei dieser Methode ebenfalls fast vollständig unterbunden. Sehr geringe Gehalte von 0,1 Gew.-% Calcit verfälschen den austauschbaren Ca2+-Wert bereits um etwa 2 meq/100 g. Bei zusätzlicher Verwendung einer Methode ohne Calcitsättigung der Austauschlösung kann aus der Differenz zwischen den mit den beiden Verfahren ermittelten Ca2+-Werten der Ca-Karbonatgehalt abgeschätzt werden. Dabei kann es sich nicht um eine andere lösliche Ca-Phase handeln, da diese sich sonst auch in der bei der AgTuCalcit-Vorschrift verwendeten Austauschlösung partiell lösen und die Ca2+-Werte beeinflussen würde.

Aus den Ergebnissen des methodischen Vergleiches der austauschbaren Ca2+-Bestimmungen mit den verwendeten Silber-Thioharnstoff-Methoden mit und ohne vorherige Calcitsättigung der Austauschlösung geht hervor, daß die modifizierte Silber-Thioharnstoff-Methode mit nicht an Calcit gesättigter Austauschlösung nur bei Proben verwendet werden darf, die sicher kein Ca-Karbonat enthalten. Dies gilt ebenfalls für alle anderen bekannten Methoden zur Bestimmung der Kationenaustauschkapazität (DIN 19684/8; Ammoniumacetat (Lewis 1949), usw.). Ist die Anwesenheit von Ca-Karbonaten nicht auszuschließen, so muß zur Sicherheit die Silber-Thioharnstoff-Methode mit Calcitsättigung der Austauschlösung (= AgTuCalcit) verwendet werden. Nur so kann gewährleistet werden, daß richtige und gut reproduzierbare Werte für die austauschbaren Kationen und die Kationenaustauschkapazität ermittelt werden.

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Literatur

BASCOMB, C. L. (1965): Rapid method for the determination of the cation exchange capacity of calcareous and non-calcareous soils.- J. Food Sci. Agric., 821-823

CHHABRA, R., PLEYSIER, J., CREMERS, A. (1975): The measurement of the cation exchange capacity and exchangeable cations in soils: a new method.- Proc. Int. Clay Conf. 1975, 439-449

CREMERS, A., PLEYSIER, J. (1973a): Adsorption of the silver-thiourea complex in montmorillonite clay.- Nature Phys. Sci., 243, 86-87

CREMERS, A., PLEYSIER, J. (1973b): Coordination of silver in silver-thiourea mont-morillonite.- Nature Phys. Sci., 244, 93

DIN 19684 (1977): Bestimmung der Austauschkapazität des Bodens und der austauschbaren Kationen.- Teil 8, Chemische Laboruntersuchungen

DECHER, A.(1997): Bentonite der Insel Milos/Griechenland. Mineralogie, Geochemie und Entstehung sowie ihre geotechnische Verwendung.- Diss RWTH Aachen, AGB-Verlag Nr. 23, 210 S.

DOHRMANN, R. (1997): Kationenaustauschkapazität von Tonen - Bewertung bisheriger Analysenverfahren und Vorstellung einer neuen und exakten Silber-Thioharnstoff-Methode.- Diss RWTH Aachen, AGB-Verlag Nr. 26, 234 S.

DOHRMANN, R., ECHLE, W. (1994): Eine kritische Betrachtung der Silber-Thioharnstoff-Methode (AgTu) zur Bestimmung der Kationenaustauschkapazität und Vorstellung eines neuen methodischen Ansatzes.- In: Kohler, E.E. [Hrsg.], Berichte DTTG, Regensburg, 3, 213-222

DOHRMANN, R., ECHLE, W. (1996): KAK-Bestimmung mit Ammoniumacetat und Silber-Thioharnstoff: Einfluß von Ca-Karbonat auf S-Wert und T-Wert.- In: WOLF, D., STARKE, R., KLEEBERG, R. [Hrsg.], Berichte der DTTG, Freiberg/ Sachsen, 4, 99-112

DOHRMANN, R., ECHLE, W. (1997): Statistische Untersuchungen zur quantitativen Quarzanalyse in tonigen Sedimenten.- In: Wagner, J.F. [Hrsg.], Berichte der DTTG, Trier, 5, 63-71

ECHLE, W. 1989-1996: Unveröffentlichte Berichte, RWTH Aachen

LEWIS, D. R. (1949): Analytical data on reference clay materials. Sect. 3, Base-exchange data.- A.P.I. Research Project 49, Preliminary Report No. 7

MEHLICH (1948): Soil Determination of cation- and anion-exchange properties of soils.- Soil Sci. 66, 429-445

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Anhang

Tabellen mit den Ergebnissen der KAK-Bestimmungen


 
Tab. 3 Tab. 3: Kationensummen (S-Werte) und Kationenaustauschkapazitäten (T-Werte) der unbehandelten Reuvertonprobe D 6 und der künstlichen Mischprobe aus D 6 und Calcit (0,5 Gew:-%) bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen.

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Tab. 4 Tab. 4: Kationensummen (S-Werte) und Kationenaustauschkapazitäten (T-Werte) der unbehandelten Reuvertonprobe D 6 und der künstlichen Mischprobe aus D 6 und Calcit (0,5 Gew:-%) bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen.

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Tab. 5 Tab. 5: S- und T-Werte der unbehandelten Tonprobe D 9 bei verschiedenen Einwaagen und mit unter-schiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen. Natürlicher Calcitgehalt 5,4 Gew.-%

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Tab. 6 Tab. 6: Kationensummen (S-Werte) und Kationenaustauschkapazitäten (T-Werte) der unbehandelten Reuvertonprobe D 6 und der künstlichen Mischprobe aus D 6 und Calcit (0,5 Gew:-%) bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen.

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Tab. 7 Tab. 7: S- und T-Werte des unbehandelten Wyoming-Bentonits (B 47) bei verschiedenen Einwaagen und mit unterschiedlichen Silber-Thioharnstoff-Austauschlösungen. Natürlicher Calcitanteil » 0,5 Gew.-%.

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